• Schreiben Sie uns!
  • Druckansicht
Renteneintrittsalter 
24.05.2023

Arbeiten glück­liche Men­schen län­ger?

ESV-Redaktion Recht
Das Symbol-Bild zeigt eine offenbar zufriedene Seniorin im Büro (Foto: contrastwerkstatt / stock.adobe.com)
Das Eintrittsalter für die gesetzliche Rente spaltet nach wie vor die Gesellschaften. Während Frankreich das Renteneintrittsalter gerade angehoben hat, spielt der vor­zei­ti­ge Be­zug der Altersrente in Finnland nur noch eine geringe Rolle. Stra­ßen­kämpfe – wie in Frankreich – blieben hier aus. Dennoch sollen die Fin­nen wei­ter­hin die glücklichsten Menschen auf der Erde sein, weiß die Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung zu berichten.


Demografische Entwicklung gefährdet europäische Rentensysteme

Dass sich das Ver­hält­nis zwi­schen Ren­tnern und Beitragszahlern zulasten der Arbeitenden verschiebt, ist hinlänglich bekannt. Dies ist in Finn­land nicht anders – vielmehr ist dieser Trend dort laut OECD gegenwärtig sogar deutlicher ausgeprägt als Deutsch­land. Damit einher geht in Finnland eine niedrige Geburtenrate bei einer Immigration auf geringem Niveau gegenüber Deutschland.
 

Finnlands Weg als Vorbild?

Finnland hat diese Entwicklung schon früh erkannt und im Jahr 2005 sowie später im Jahr 2017 sein Ren­tensystem reformiert. Die zum Teil unpo­pu­lären Änderungen sollen aber kei­ne übermäßigen Proteste ausgelöst haben.
 

Beschäf­tig­ten­ver­si­che­rung und Volksversicherung als Säulen des finnischen Rentensystems

Das fin­ni­sche Ren­ten­sys­tem basiert seit den Reformen auf den folgenden beiden Säulen:
 
  • Beschäf­tig­ten­ver­si­che­rungs­sys­tem: Säule 1 gilt für die erwerbs­tä­tige Bevöl­ke­rung, die fast vollständig in ein Beschäf­tig­ten­ver­si­che­rungs­sys­tem integriert ist.
  • Volksversicherung: Das Volks­ver­si­che­rungs­sys­tem ist eine erwerbs­un­ab­hän­gige Grund­si­che­rung für alle Einwohner in Finnland. Personen, deren Rente aus Beschäftigung (siehe oben) den Betrag von 1.500 EUR/Monat übersteigt, erhalten die Volksrente nicht, denn beide Rentenarten werden als Gesamtleistung betrachtet.
Beiden Systemen ist gemeinsam, dass sie wei­test­ge­hend auf eine vor­zei­tige Teil­al­ters­rente verzichten.
 

Koppelung der Renten an Lebenserwartung und verbesserte Transparenz

Im Jahr 2017 wurde das Ren­ten­ein­tritts­al­ter in beiden Säulen an die Lebens­er­war­tung gekop­pelt. Für eine bessere Transparenz hat Finnland auch ein digi­tales Aus­kunfts­ver­fah­ren ent­wi­ckelt. Damit kann jede versicherte Person Aus­künfte über ihr per­sön­li­ches Ren­ten­al­ter und die zu erwar­tende Alters­rente erfragen.

Der kostenlose Newsletter Recht – Hier können Sie sich anmelden! 
Redaktionelle Meldungen zu neuen Entscheidungen und Rechtsentwicklungen, Interviews und Literaturtipps.


Auch weniger Qualifizierte arbeiten länger

Glaubt man der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung, scheinen die Refor­men Früchte zu tragen. Demnach steigt die Zahl der Men­schen, die län­ger im Erwerbs­le­ben blei­ben. Und zur Überraschung vieler gilt dies auch für gering qualifizierte Beschäftigte. Wichtige mögliche Ursachen hierfür:
 
  • Verbesserung von Wei­ter­bil­dung und Qua­li­fi­zie­rung: Als eine der Ursachen für diese Entwicklung gilt die Verbesse­rung/Ver­ste­ti­gung der Wei­ter­bil­dung und sowie die Qua­li­fi­zie­rung von Beschäf­tig­ten – entsprechend dem Grund­satz 1 der europäischen Säule sozialer Rechte (ESSR).
  • Effektivere Kinderfürsorge: Zudem sollen eine effek­tivere und früh­zei­tige Bil­dung sowie eine gute Kin­der­für­sorge ein wich­ti­ger Aspekt sein – was die Exper­ten­gruppe (High-Level Group) bestä­tigt hat, die die EU-Kom­mis­sion anlässlich des Akti­ons­plans zur ESSR ein­ge­setzt hatte.
  • Flexiblere Arbeitszeiten: Vor allem ältere Beschäf­tigte sind aufgrund größerer Flexibilität nicht nur in der Lage, län­ger im Beruf zu bleiben. Sie können auch die Pflege ihrer Ange­hö­ri­gen besser mit ihrer beruflichen Tätigkeit vereinbaren.
Quelle: Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung 04/2023


Wegweisend

WzS Wege zur Sozialversicherung


Flexibel mit der digitalen WzS Wege zur Sozialversicherung. Egal ob im Büro, im Homeoffice oder mobil: Setzen Sie auf die Vorzüge einer zeitlich früher erscheinenden digitalen Ausgabe, inklusive Zugang zum umfangreichen Archiv.

Wege zur Sozialversicherung - WzS berichtet Ihnen sachlich, unabhängig und praxisnah über die Entwicklung in der Sozialversicherung. WzS bietet jeden Monat:

  • innovative und ausgewogene Fachbeiträge insb. in den Bereichen Kranken-, Pflege-, Renten- und Unfallversicherung,
  • Informationen aus Gesetzgebung und Praxis,
  • Nachrichten aus der EU,
  • die Dokumentation der einschlägigen Rechtsprechung der Bundes- und Instanzgerichte,
  • in unregelmäßigen Abständen Besprechungen von Entscheidungen – zum Teil auch mit kritischen Anmerkungen
  • oder Tagungsberichte und Rezensionen.

Testen Sie WzS doch einmal kostenlos und unverbindlich.
 
Verlagsprogramm  Weitere Nachrichten aus dem Bereich Recht
 
 

(ESV/bp)